GAO XING YUAN
Gao Xingyuan wurde in der chinesischen Provinz Shaanxi geboren. 2010 schrieb er sich an der Kunstakademie von Xi’An ein und belegte den Studiengang Animation. Nach seinem akademischen Abschluss in China entschied er sich für einen Richtungswechsel hin zur Bildhauerei und setzte sein Studium in Italien fort. 2013 besuchte er einen Italienischkurs für chinesische Studierende an der Universität für Ausländer in Perugia und erwarb dort ein Sprachzertifikat. Anschließend zog er nach Carrara, wo er sich am Istituto Professionale di Stato per l'Industria e l'Artigianato del Marmo "Pietro Tacca" einschrieb, um Bildhauerei zu studieren. Dort erlernte er die grundlegenden Techniken der Steinbearbeitung und entwickelte sein handwerkliches Geschick weiter. Später traf er die Kunsthandwerker und Meister Paolo Viagi und Fabrizio Lorenzani, bei denen er in die Lehre ging. Unter ihrer Anleitung perfektionierte er seine Fähigkeit, Marmor mit Präzision zu bearbeiten, und entdeckte die Geheimnisse eines jahrhundertealten Handwerks. Diese Begegnung markierte den Beginn seines Weges als „Künstler-Handwerker“, wie er sich selbst bezeichnet. Doch sein Erfindungsreichtum und seine Neugier trieben ihn an, sein künstlerisches Wissen weiter zu vertiefen. Deshalb entschied er sich, sich an der Accademia di Belle Arti di Carrara einzuschreiben, wo er 2023 seinen Bachelor in Bildhauerei erlangte. Auf der Suche nach neuen künstlerischen Impulsen setzt er sein Studium dort mit einem Master fort.
Sein Stil
Gao Xingyuan wurde nach den Prinzipien der traditionellen Bildhauerschule ausgebildet, schafft es jedoch, in seinen Werken Modernität und Tradition miteinander zu vereinen. Er ist ständig auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, die miteinander interagieren können. Seine Kunst ist nicht nur eine Verbindung von Alt und Neu, sondern auch eine Verschmelzung zweier Kulturen – der chinesischen und der italienischen. Mit seinen Werken drückt er die Liebe zur Kultur des Landes aus, das ihn aufgenommen hat, ohne dabei seine eigenen Wurzeln zu vergessen.
Kommentar von Gao Xing Yuan zu seinem Werk:
BREAK
Gewalt gegen Frauen ist kein individuelles Problem, sondern eine kollektive Wunde, die uns alle betrifft. Es gibt keine Gewalt ohne einen Täter und ein Opfer, ohne ein System, das Machtmissbrauch ermöglicht und aufrechterhält. Jeder Übergriff, jede Form der Unterdrückung entspringt der falschen Annahme, dass ein Mann eine Frau besitzen dürfe, dass er das Recht habe, ihren Willen und ihre Identität durch körperliche oder psychische Gewalt auszulöschen. Schon allein der Gedanke, dass Frauen in ihren Fähigkeiten oder ihrer Intelligenz minderwertig seien, ist eine Form von Gewalt.
In Break treffen Marmor und Holz in einem Kampf um Macht und Unterdrückung aufeinander. Der harte, schwere Marmor schneidet und bricht das Holz – so wie die Brutalität des Mannes den Körper und die Seele der Frau bricht. Der massive, unbeugsame Steinblock symbolisiert männliche Gewalt, die sich mit unerbittlicher Härte aufdrängt. Das Holz hingegen steht für die Frau: getroffen, verletzt, mit unvorstellbarer Kraft bedrängt – doch niemals gebrochen. Die Szene scheint in der Zeit eingefroren zu sein, als ob der Moment des Aufpralls ewig andauern würde. Die Struktur wirkt, als stünde sie kurz vor dem Einsturz, doch sie zerfällt nicht. Genau das ist die Widerstandskraft der Frau: eine unaufhaltsame Energie, eine Kraft, die trotz allem weiterbesteht. Der Tisch knickt unter der Last ein, wie eine Frau, die unter den Schlägen eines gewalttätigen Mannes in die Knie gezwungen wird – und doch widersteht sie, immer wieder.
Am Ende stellt sich die Frage: Wer ist wirklich der Stärkere? Die Gesellschaft hat uns lange das Bild eines „schwachen“ Geschlechts vermittelt. Doch in Wahrheit zeigt sich wahre Stärke in der unerschütterlichen Widerstandskraft der Frau.