60 Jahre Geschichte in einer einzigartigen Dokumentation
BILDBAND VIETNAM
Anlässlich seines Besuchs in Prato im April 2022 stellte Thomas Billhardt sein neues Buch "Vietnam" vor (29.4 - Bibliothek Lazzerini).
Thomas Billhardts erste Fotografien dokumentierten Ende der 1960er Jahre den Vietnamkrieg - mit diesen Bildern wurde er weltweit bekannt. Besonders bewegt hat ihn das Schicksal der Kinder, in deren unschuldigen Gesichtern sich die Folgen des Krieges widerspiegeln. Im Jahr 2000 reiste Billhardt erneut nach Vietnam, um die Zeugen zu finden, die er 30 Jahre zuvor porträtiert hatte. Thomas Billhardt unternahm 2020 seine letzte Reise in das Land - Grund genug, um auf sein Lebenswerk zurückzublicken.
Thomas präsentiert uns nicht nur wunderschöne Fotos, sondern erzählt in dem Buch auch von seinen Erfahrungen in Vietnam - von seiner ersten Reise im Jahr 1967 bis zu seinem letzten Besuch im Jahr 2020. Wir haben alle Texte ins Italienische übersetzt, die Sie hier herunterladen können>>>.
Thomas presenta il suo libro come segue:
"Nach einer Reise mit den Dokumentarfilmern Heynowski und Scheumann nach Hanoi für ein Dokumentarfilm-Unternehmen „Piloten im Pyjama“ 1967 erkannte ich, welche Bedeutung die Fotografie für die Unterstützung der weltweiten Antikriegs-Bewegung haben kann. Ich hörte den befragten amerikanischen Bomberpiloten, die in Nordvietnam abgeschossen und in Gefangenschaft gerieten sehr interessiert zu.
Alle 10 interviewten USA Bomberpiloten waren gläubige Christen und würden niemals ihre Bomben über Wohngebiete, Schulen, Krankenhäusern und schon gar nicht über Kirchen und Pagoden abwerfen. Ich konnte ihnen nicht glauben. So entschied ich, mich mit meiner Fotografie, diesen offensichtlichen Falschbehauptungen entgegen zu wirken. Es fiel mir nicht leicht, meine kleine Familie alleine zu lassen und mit immer besserem Wissen und Erfahrungen über die Grausamkeit und Todesgefahr als Kriegsfotograf nach Vietnam zu reisen. Insgesamt 7mal flog ich ins Kriegsgebiet Vietnam und konnte auch als einer der ersten Auslandsjournalisten zweimal in das 1975 befreite Südvietnam reisen. Ich konnte so die unglaublichen Zerstörungen von USA Bombardierungen des ganzen vietnamesischen Landes dokumentieren. Immer erinnerte ich mich an die Unschuldsbeteuerungen der frommen gefangenen USA Piloten aus Hanoi. Ich fragte mich immer wieder: wer hat denn das Vietnam so dem Erdboden gleich gemacht. Ich stand zu den Opfern und zeigte die perfide Tötungs-Mechanik der Kriegspolitik. Ich hielt mich an meine humanistische Lebensauffassung. Kinder erhielten meine Hauptaufmerksamkeit. Sie sind absolut unschuldig und ich musste viel zu oft mit meiner Kamera und eigenem seelischem Schmerz dokumentierten, wenn sie von Kugelbomben oder anderen grausamen Mordinstrumenten getötet wurden.
2000 erlebte ich das Vietnam mit den Dokumentar-Filmer Absolventen der Filmakademie Ludwigsburg Ratsch und Gielnik. Mit einer Fotoausstellung im Freien am Horn- Kiem- See suchten wir nach Menschen, die ich in den Kriegsjahren fotografiert hatte. Es gab beglückende und auch dramatische Wiederbegegnungen. Hon Li fotografierte ich 1968 im Süden an der Grenze zu Südvietnam als 17 Jährige, die sich freiwillig in Hanoi zu Straßenbau-Brigaden gemeldet hatte. Bei Sommertemperaturen von bis zu 50 °C mussten diese jungen Frauen die Straße Nr. 22., die ständig bombardiert wurde, immer wieder reparieren. 45 Mitglieder zählte anfangs die Brigade. 12 Mädchen wurden von amerikanischen Kampfflugzeugen beschossen und getötet. Die Mädchen mussten bei Angriffen beobachten, wo Bomben nicht explodierten, wo Spionagesender abgeworfen wurden. Ihre beste Freundin wurde von einer Baumschlage getötet, sodass sie sich in der Tropenhitze unter ihren Sonnenschutzhüten mit dicken Schals gegen Schlangenbisse schützen mussten. 2 Jahre schufteten diese jungen Frauen fern von ihren Familien unter täglicher Todesgefahr. Ich fragte sie nach einem großen WunschSie antwortete: zu Hause in Hanoi an den Hoan-Kiel See in einem Restaurant mit einer Freundin Eislimonade … viel Eislimonade zu trinken. Der Dokumentarfilm hieß: „Eislimonade für Hongli“ und erhielt Auszeichnungen auf internationalen Festivals.
2019 warb ein Reisebüro für eine Rundreise von Hanoi bis zur Kaiserstadt Hue mit dem Fotografen Thomas Billhardt. Ich habe mich sehr gefreut, dass mehr als 50 Interessierte sich meldeten. Es wurden 2 Reisen mit je 25 Personen organisiert. Fast alle kannten Vietnam von meinen vielen Veröffentlichungen in der Presse, im Fernsehen und von Solidarität-Fotoausstellungen in den Kriegsjahren. 2020 fanden sich für eine Rundreise trotz Corona-Epidemie noch 20 Personen, die mit mir in den Süden Vietnams reisten. Wir waren die letzte Reisegruppe, die noch Vietnam besuchen durfte . Mit den Fotos von dieser Reise wurde der Bildband abgeschlossen."